Wir trotzen Corona und lernen jetzt digital
Lernen per Video-Konferenz: Die Stiftung Startchance ist auch während der Corona-Zwangspause für die Schüler da. Durch digitales Lernen machen sie auch von Daheim aus Fortschritte.
Schäftlarn – Ausgerechnet freitags kommt Reza (17) besonders gern in die Schule. Nachmittags, wenn andere Jugendliche ins Wochenende stürmen, sitzt der Zehntklässler nochmal drei Stunden im Klassenzimmer und lernt bei der Stiftung Startchance mit Coach Nicolas Krieger (20). Normalerweise jedenfalls, denn die Corona-Zwangspause an den Schulen trifft auch die Stiftung. Zum Glück gibt’s kreative Lösungen.
Reza und Coach Nicolas bleiben digital verbunden: Seit Mitte März treffen sich die gut 100 Stiftungs-Teilnehmer und ihre Coaches auf interaktivem Weg. Per Telefon, WhatsApp, Skype, Zoom – die Kanäle zwischen Schülern und Coaches sind vielfältig. Wo früher nur Köpfe rauchten, glühen jetzt auch die Datenleitungen.
Lerntermine werden über WhatsApp vereinbart
Reza ist seit vier Jahren bei der Stiftung Startchance. Von der Mittelschule ist er mittlerweile auf die Realschule gewechselt und bereitet sich auf seinen Abschluss vor. Gerade geht es bei ihm viel um Textanalysen und Stilmittel. „Wir vereinbaren jetzt Lern-Termine über WhatsApp“, sagt Coach Nicolas. Statt freitags von 14 bis 17 Uhr sind die Einheiten über die ganze Woche verteilt. Nicolas sitzt dann an seinem Schreibtisch in München, Reza neben Lehrbuch, Block, Stift und Handy in Schäftlarn.
„Wir lernen regelmäßig und nutzen die drei Stunden jede Woche voll aus“, sagt Nicolas. Per Chat werden Arbeitsblätter und -aufträge ausgetauscht und im Splitscreen-Modus gemeinsam ausgefüllt. „Die Schüler haben ein hohes Maß an Disziplin und Eigeninitiative. Es klappt hervorragend und wir machen super Fortschritte.“
An allen fünf Standorten wird digital gelernt
Die anderen Schüler und Coaches machen es ähnlich. Insgesamt ist die Stiftung Startchance an fünf Standorten in der Region engagiert: in Schäftlarn, Berg-Aufkirchen, Starnberg und zweimal in Geretsried. In Geretsried sind derzeit acht ältere Schüler und vier Coaches online aktiv. „Die Eltern sind sehr dankbar für das Engagement unserer Stiftung“, berichtet der pädagogische Koordinator Christian Hagel. Im Grundschul-Bereich lernen sieben Kinder in Geretsried, sagt Koordinatorin Gertraud Josifescu-Vogl. „Bei den Kleinen wird das Coaching mit Telefon und WhatsApp organisiert. Jetzt nach den Osterferien ist es wieder losgegangen.“
In Berg-Aufkirchen werden sind derzeit fünf Coaches Teil des Digital-Teams. „Besonders Ali profitiert bei uns sehr davon“, sagt Koordinatorin Juliane Glück. „Er möchte am Probeunterricht für die Realschule teilnehmen. Ali nutzt die Förderung sehr intensiv, sogar von mehreren Coaches abwechselnd.“
Und in Starnberg sitzt zum Beispiel Coach Annika fünf Stunden pro Woche in der Skype-Konferenz.
Coach Nicolas: „Ich möchte den bestmöglichen Start ins Erwachsenenleben ermöglichen“
Zurück bei Coach Nicolas Krieger. Seit vier Jahren ist er als Coach bei der Startchance. Über seinen damaligen Lehrer am Gymnasium kam er zu seinem Job bei der Stiftung. Inzwischen studiert er in München an der LMU, aber unterstützt die Stiftung weiterhin. „Weil ich mich mit vielen der Kinder und Jugendlichen sehr stark auf persönlicher Ebene verbunden fühle“, sagt der 20-Jährige. „Ich möchte die Kinder einfach weiterhin auf ihrem Weg begleiten und ihnen den bestmöglichen Start ins Erwachsenenleben und in die Berufswelt ermöglichen.“
Jetzt erstmal digital – und hoffentlich ganz bald schon wieder freitags im Klassenzimmer.